Erster Fahrbericht der R1200GS 2013

†bersetzung von www.Moto-Station.com

 

Seit Jahren warten wir darauf ... nun endlich hat die berŸhmte BMW R1200GS in SŸdafrika das Potenzial ihres neuen luft-wassergekŸhlten Motors enthŸllt! Fahrverhalten, Komfort, Performance; die spŸrbaren Verbesserungen sind auch der allgegenwŠrtigen Elektronik geschuldet. Hier steht die Neuentwicklung einer vielseitigen Enduro nach BMW-Manier.

 

Nun, da ist es auch passiert. Eben bin ich am Lenker der BMW R 1200 GS 2013 gestŸrzt. Ein kurze Schotterpassage, eine falsche Reaktion und  vermutlich zu kurze Beine, und schon habe ich die neue GS unterhalb des felsigen Pfades auf die Seite gelegt. Auf ihrem  Zylinderschutz liegend, ist die BMW R 1200 GS auf einem Teppich von StrŠuchern ausgebreitet, wie man sie Ÿberall in SŸdafrikas Wildnis antrifft. Kein Zweifel: es wird einige Zeit in Anspruch nehmen um die GS wieder aufzurichten und noch mehr um sie wieder zum Weg zurŸck zu fŸhren, damit das Abenteuer weitergehen kann. Denn "Abenteuer" ist der Begriff der diesem Premium-Produkt deutscher Herkunft auch in dieser neuesten Version 2013 anhaftet.

 

VerstŠrkte Sportlichkeit

Nach den zahlreichen Motorradausstellungen Ende 2012, treffen wir das Motorrad hier wieder. Auch wenn man stundenlang Ÿber die optischen VerŠnderungen debattieren kann, so bleibt doch festzuhalten, dass das Bike seinen "GelŠnde/Stra§e"-Charakter beibehalten hat. Von der Seite betrachtet erkennen wir zweifellos diese typische und gleichzeitig atypische Linie wieder: den seitlich herausragenden Boxer-Motor, den zierlichen Stahlrohrrahmen, den zum Standard gewordenen Entenschnabel (auch wenn eine gewisse Suzuki DR ihn zuerst trug). Zweifellos versprŸht die neue GS Sportlichkeit respektiv Moderne durch gespanntere und nach vorne fluchtende Linien.

Die neuen silberfarbenen Seitenblenden verstecken geschickt die beiden KŸhler links und rechts die den Motor mit kŸhlendem Nass versorgen. Ja, richtig gelesen! Auch wenn der Hubraum unverŠndert 1170 cm3 betrŠgt, der neue Boxermotor der GS mit seinen seitlichen Zylindern ist zusŠtzlich zur traditionellen LuftkŸhlung wassergekŸhlt. Eine Revolution? Eher eine notwendige Weiterentwicklung, der die deutschen Ingenieure auch wegen der zukŸnftigen Abgasbestimmungen Rechnung tragen mussten, ohne aber die GrundzŸge der geschichtstrŠchtigen Konstruktion (seit der 1923 erschienenen BMW R32) Ÿber Bord zu werfen.

 

Kaum halten wir den ZŸndschlŸssel der neuen GS am ersten Testtag in der Hand, beeilen wir uns, diesen neuen Zweizylinder unter die Lupe zu nehmen.

Und? Erste Feststellung: der Klang der anfangs dem einer 2 CV (=Ente) Šhnelte, hat sich im Laufe der Jahre verŠndert. Mit dem Akrapovic-SchalldŠmpfer klingt der luft- und wassergekŸhlte Boxer endlich wie ein modernes MŠnnermotorrad: trocken und dumpf. Der Motor dreht mit einer Leichtigkeit hoch, die es beim Vormodell nicht gab. Das lŠsst hoffen.

 

Wie zu Hause

Nachdem der Sitz auf seine unterste Position eingestellt ist (immerhin 850 mm), beeile ich mich die neue BMW R 1200 GS zu ersteigen. Zweite Feststellung: Die Ergonomie des 2013-Modells scheint fast identisch mit der der VorgŠngerversionen zu sein. Niemand wird dies beklagen, da fast jeder Motorradfahrer, ungeachtet seiner Statur, damit zurechtkommen wird. Die neue GS bietet eine ma§volle SchrittbogenlŠnge, tief angebrachte Fu§rasten und einen breiten und ziemlich flachen Lenker.

Die Neuheit ist mehr in Richtung der …lbadkupplung suchen - deutlich sanfter im Zugriff - oder dem elektronischen Gas ( Ride-by-wire) das einen kŸrzeren Weg bietet  und im Vergleich zum frŸheren Gasgriff Ÿber Kabel widerstandloser arbeitet. Nun genŸgen zwei oder drei kurze Gasstš§e um zu erkennen, dass das dem Boxermotor eigene Kippmoment so weit abgemildert wurde, dass es nur noch leicht wahrnehmbar ist. Mit der Stiefelspitze lege ich den ersten Gang ein: kein LŠrm, kein "Klong" ist zu hšren, kaum ein Widerstand zu spŸren! Der Kardanwelle, die sich jetzt auf der linken Seite befindet, scheinen die Entwickler nochmals besondere Aufmerksamkeit gewidmet zu haben ... .

 

Magische Leichtigkeit

Vorsichtig  entdecke ich die sŸdafrikanischen Stra§en, einschlie§lich des seltsamen GefŸhls dauernd auf der falschen Stra§enseite unterwegs zu sein. TatsŠchlich, das Getriebe der 2013 R1200GS schaltet sich satter und prŠziser, es ist ein echter Fortschritt. Trotz angekŸndigten 9 kg Mehrgewichts (238 kg im fahrbereiten Zustand) (wir werden den Wert in einem ausfŸhrlichen Test ŸberprŸfen), hat die neue BMW R 1200 GS 2013 ihre phŠnomenale AgilitŠt ihrer VorgŠnger beibehalten. Einmal in Fahrt, lŠsst die R1200 GS den Fahrer schnell ihr Gewicht und ihre doch respektable Grš§e vergessen.

Angesichts der Umgebungstemperatur von 30¡C, besteht keine Notwendigkeit die neuen Reifen Metzeler Tourance vorsichtig auf Temperatur zu bringen. Der BMW-Guide fŸhrt uns Ÿber gewundene Wege ins Gebirge. †berzeugt von der Ergonomie des Fahrwerks, folge ich problemlos der kleinen Gruppe, wŠhrend die BMW R 1200 GS willig SchrŠglage annimmt. Besser noch, enge Kurven durcheilt sie prŠzise und schnell und fšrdert  so einen dynamischen Fahrstil.

FŸnfzehn Kilometer spŠter, gibt es langgezogene, gerade Streckenabschnitte. Angesichts der Hitze ist man geneigt, die Stra§e mit hoher Geschwindigkeit anzugehen. Die GS Jahrgang 2013 offenbart dann beeindruckende Spurtreue. Im Vergleich zum VorgŠnger hat sie zweifellos zugelegt. Bei mehr als 180 km/h werden dies vor allem deutsche Biker zu schŠtzen wissen. Bei dieser Gelegenheit kann der Motor die Standfestigkeit seiner 125 PS unter Beweis stellen. Die Beschleunigungswerte zwischen 100 und 180 km/h sind Ÿberzeugend; die GS schafft den Durchzug von 130 km/h im sechsten (4600 U/ min) auf mehr als 230 km/h in wenigen Sekunden!

Verschiedene Fahrmodi und Komfort

Aber nicht jeder wird die R 1200 GS 2013 mit Vollgas als Sport-GT auf der Autobahn nutzen, sondern eher am komfortablen Reisen interessiert sein. Und auch solche Fahrer werden nicht enttŠuscht sein. Der neue Wasserboxer arbeitet mechanisch leiser und etwas weicher, vibriert weniger auch im Antrieb. Gleichzeitig trŠgt die vertikale Anordnung der Einlass- und AbgaskanŠle ihre FrŸchte: der Motor lŠuft gleichmŠ§iger.

Die leichten Drehzahlschwankungen bei konstantem Gas die wir vom VorgŠnger kannten sind hier eliminiert. Das Beschleunigung verlŠuft kontinuierlich und weniger stufenartig als  auf der alten GS. Ab 1500 Umdrehungen steht dauernder, ruckfreier Schub zur VerfŸgung mit einer Leistungsspitze in der NŠhe von 7500 U/min. DarŸber hinaus, behŠlt die 2013er BMW R1200GS eine ihrem Hubraum wŸrdige Motorbremswirkung bei, auch wenn diese trotz allem weniger geworden ist.

 

Der bayrische Charakter bleibt.

DarŸber hinaus gibt es reichlich Drehmoment aus dem Drehzahlkeller. †berholen ohne zurŸckzuschalten scheint immer mšglich. Dabei ist die Motorcharakteristik nicht spitzer ausgelegt als beim VorgŠnger. GrundsŠtzlich ist die GS ihrer Vergangenheit treu geblieben. Ist hier schlussendlich das perfekte Motorrad geboren?

Sicher nicht vollstŠndig. Das Ršhren des Auspuffs, das zum Fahrspa§ beitrŠgt wenn ein Gassto§ erfolgt, kann bei lŠngeren Fahrten lŠstig werden.

 

Auch die verschiedenen Motormappings verŠndern das Verhalten des Motors nicht entscheidend. Sowohl der Regen-Modus als auch der Dynamic-Modus scheinen in den meisten Situationen entbehrlich, wŠhrend der Touring-Modus meistens die passendere Wahl ist. Dennoch ist die elektronische Motorsteuerung nicht všllig nutzlos ... ganz im Gegenteil.

 

Dynamisches ESA im Dienste des Komforts.

In der Tat, Šhnlich wie auf der Ducati Multistrada 1200 S - eine weitere Techno-Enduro - sind die verschiedenen Motor-Mappings auch an die Einstellungen der Federung und des ASC oder ABS  gekoppelt.

Im Dynamic-Modus beispielsweise reagiert der Motor direkter, das Fahrwerk wird straffer und das ABS ŸberlŠsst den Reifen mehr Arbeit. Dagegen reagiert der Motor im Enduro-Modus weicher und progressiver. Dann erhebt sich das Motorrad wenige Millimeter aus seiner AufhŠngung und lšst das ABS am Hinterrrad, um ein Blockieren des Rades bei Bedarf zu ermšglichen. So soll der Fahrer die R1200GS unter allen UmstŠnden beherrschen, und man muss die Fortschritte in der Entwicklung anerkennen.

Insbesondere das ASC reagiert viel feinfŸhliger als zuvor: vergessen die abrupten BeschleunigungssprŸnge bei Kies, der neuen elektronischen Regelung sei es gedankt. Auch das neue ABS-Bremssystem arbeitet noch Ÿberzeugender als beim alten Modell. Dies zeigt sich bei steilen Schotterabfahrten! Das dynamische ESA bŸgelt die Unvollkommenheiten der Fahrbahn glatt: Dies geschieht am Ÿberzeugensten im Enduro-Modus. Aber auch im Dynamic-Modus werden gršbere SchlŠge herausgefiltert. Leider ist auch das Dynamic-ESA nicht serienmŠ§ig. Doch fŸr Kenner der Marke kommt das ja nicht Ÿberraschend. Abschlie§end mšchte ich an den Anfang der Abreise zurŸck: auf der Seite liegend, nehme ich mir die Zeit, um an dieser BMW R 1200 GS 2013 echte MŠngel zu entdecken. Nach etlichen Minuten werde ich fŸndig. Die Unterseite des vorderen Entenschnabels ist nicht vollstŠndig durchgefŠrbt. Wie bereits besprochen ist der Auspuff bei hoher Geschwindigkeit zu laut, der Lenker zwingt den Fahrer im GelŠnde zu einer gebŸckten Haltung. Kleinigkeiten zugegeben!

 

Fazit: Logische technische Evolution

Was ist zurŸckzubehalten? Die neue BMW R1200GS behŠlt die typischen Gene der GS-Familie. Sie ist eine gro§volumige Reiseenduro die sich mit einer au§ergewšhnlichen Leichtigkeit bewegen lŠsst, gepaart mit einem tadellosen Fahrverhalten und trotzem beeindruckendem Komfort.

Aber die 2013 GS stellt auch und vor allem eine neue Stufe der Perfektion dar: fortschrittliche elektronische Regelungen und bislang beispiellose Fahrleistungen fŸr den Boxer. €hnlich wie die K 1600 GTL, die die K 1200 LT ersetzt hat, zeigt sich die neue R 1200 GS deutlich dynamischer als ihr VorgŠnger unter Beibehaltung ihrer legendŠren Vielseitigkeit. Sie fŸhrt die vor langem begonnene Entwicklung fort und das voraussichtlich mit dem bekannten Erfolg.

Verkaufspreis Û 15.150 (serienmŠ§ig mit ABS) ab MŠrz 2013. Dazu sind die  verschiedenen Optionen in Form von Ausstattungspaketen erhŠltlich. Attraktives Zubehšr, das den Preis leicht auf mehr als Û 18 000 anheben kann.

Deutsche Technologie fordert ihren Preis.

 

Von Christophe Le Mao, Fotos und BMW Alberto Martinez